Mittwoch, 9. Juli 2014

How i killed your mother

Das Finale von "How i met your mother" ist diskussionswürdig
Ich habe mir gestern die beiden letzten Episoden von "How i met your mother", einer meiner Lieblingsserien in den letzten Jahren, angesehen. Schließlich wollte ich endlich wissen, wieso sich so viele darüber aufregen und ich hatte es satt, immer allen Spoilern ausweichen zu müssen. Im folgenden Text möchte ich auf die drei im Internet immer wieder genannten Hauptkritikpunkte eingehen, analysieren, warum von den nicht gerade wenigen Kritikerinnen und Kritikern gerade auf diese drei Aspekte immer wieder eingegangen wird und ob es wirklich so ist, dass diese im Nachhinein die komplette Show ruinieren, oder ob hier von den Fans mal wieder viel Lärm um Nichts veranstaltet wird. (Die Überschrift liefert einen klitzekleinen Hinweis darauf, in welche Richtung dieser Artikel gehen wird.)

Eines gleich vorweg: Was in diesen beiden Episoden zu sehen ist, ist ein Paradebeispiel für das Sprichwort "Das Gegenteil von 'gut' ist 'gut gemeint'". Verzweifelt wurde versucht, Handlungsstränge und Geschichten abzuhandeln, die eigentlich mindestens eine ganze Staffel benötigen würden, um richtig zur Entfaltung zu kommen. Die wenigen guten Ideen werden zudem so schlecht umgesetzt, dass sie fast noch mehr verärgern als alles andere. Und: Ja, die Serie wird durch das Ende nachhaltig beschädigt, aber nicht so, wie es von den Kritikern behauptet wird.
Wer sich die Show nicht spoilern möchte, sollte sich die letzten Episoden ansehen, BEVOR er oder sie hier weiter liest, sogar die Zwischenüberschriften sind große Spoiler. Kommen wir als zum ersten Punkt, der immer wieder gerne kritisiert wird:

Der Tod der Mutter
Wer von den Fans hat sich kein Happy End für Ted und die Mutter seiner Kinder gewünscht? Es gibt wahrscheinlich keinen einzigen, der sich nicht gewünscht hat, dass Ted mit ihr am Ende in den Sonnenuntergang reitet (und dabei wahrscheinlich seine roten Cowboystiefel trägt). Und dann passiert sowas: Die Mutter erkrankt schwer und verstirbt.
Ich kann verstehen, wieso dieser Punkt so viele Menschen verärgert. Dennoch ist der Zorn hier nicht gerechtfertigt. Es ging in HIMYM nie wirklich um die Mutter. Das erkennen sogar seine Kinder, wenn sie sagen, dass es in der Geschichte gar nicht darum ging, wie Ted ihre Mutter traf, sondern darum, dass er immer noch auf Robin steht. Es ging um Ted, seine Freunde, und Teds Reifeprozess, durch den er zu dem Mann wurde, der er am Ende der Geschichte ist. Übrigens: Wieso sollte Ted die Geschichte, wie er die Mutter seiner Kinder getroffen hat, damit beginnen, wie er ihre Tante Robin kennen lernte? Könnte es sein, dass die Pilotfolge durch das Ende eine tiefere Bedeutung erhält? Denkt mal darüber nach. Das Problem ist also nicht, das Ted und Robin zusammen kommen. Das Problem ist der Weg dorthin.

Robin und Barney lassen sich scheiden
Um zu ermöglichen, dass Robin und Ted zusammen kommen, müssen sich nämlich erst Barney und Robin scheiden lassen. Das ist an und für sich völlig okay, aber die Art und Weise, wie ihr Beziehungsende umgesetzt wurde, ist eine absolute Frechheit. Ab Staffel 3 wird ihre Beziehung bis Staffel 7 behutsam und kontinuierlich aufgebaut. Wie viel Zeit bekommt ihr Beziehungsende von den Machern? Keine 15 Minuten und als Beispiel für ihre große Ehekrise zeigt man einen Streit in ihrem Urlaub, in dem es um Robins Karriere und dass es im Hotel kein WIFI gibt (nein, ich habe mir das nicht ausgedacht). Dass Robin ihre Karriere wichtiger ist als ihr Ehemann, ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil genau das schon einmal Thema in der Serie war. Erinnert ihr euch noch an Don Frank, ihren Arbeitskollegen und späteren Lebensgefährten? Ihre Beziehung ging zu Ende, weil Robin ihre Karriere nicht an die erste Stelle setzte und ein vielversprechendes Jobangebot ausschlug, das Don dann hinter ihrem Rücken annahm. Jetzt könnte man argumentieren, dass Robin nicht zulassen wollte, dass ihr so etwas noch einmal passiert. Nur: Wir sehen nicht den kleinsten Hinweis auf eine solche Einstellung von Robin. So wirkt es so, als ob ihr Don, der im Vergleich zu Barney gefühlte fünf Minuten in ihrem Leben war, wichtiger war als ihr Ehemann, mit dem sie zu diesem Zeitpunkt schon drei Jahre verheiratet war. Dass man Robin damit zu einem kaltherzigen Miststück macht, war den Machern offenbar entweder nicht bewusst oder vollkommen egal.
Wie die Zuschauer von der Scheidung erfahren, ist auch ein Kapitel für sich. In der direkt nächsten Szene nach dem Streit erzählen sie der Gang sinngemäß folgendes: "Unser Urlaub war toll und übrigens haben wir uns scheiden lassen." Lily heult ein wenig und das wars. Ein Handlungsstrang, der in jeder anderen Serie mindestens eine ganze Staffel in Anspruch nehmen würde, wurde hier in ein paar wenige Minuten gepfercht. Das ist den Protagonisten und dem Publikum gegenüber nur noch respektlos.

Barneys Entwicklung wird gleich zweimal komplett über den Haufen geworfen - in nicht einmal zehn Minuten
Was mit Barney nach der Scheidung passiert, ist schon bemerkenswert. Erst heißt es, dass er jetzt wieder ganz der alte Weiberheld sei. Die über fünf Staffeln dauernde Entwicklung Barneys, für den es nicht einfach war, sein Leben vollkommen umzukrempeln? Einfach weg. Die Zuschauer haben aber nicht einmal Zeit, den Fernseher vor Wut anzubrüllen, denn nur ein bis zwei Szenen später erzählt Barney der Clique, dass er einen seiner One Night Stands geschwängert hat. Jetzt ist plötzlich wieder alles anders, denn Barney schwört, ein toller Vater zu sein und hält den Barschlampen, die er vorhin vögeln wollte, nun Vorträge darüber, dass sie über ihr Leben nachdenken müssen. Mir ist klar, dass laut Serie zwischen diesen Episoden immer mehrere Jahre vergehen, aber den Zuschauern wird das alles mit atemberaubender Geschwindigkeit um die Ohren gehauen, Luft zum Atmen wird den Leuten nie gegeben.
Das liegt daran, dass das Zeitgefühl der Verantwortlichen in der ganzen letzten Staffel überhaupt nicht gepasst hat. Während ansonsten mindestens 50 Prozent reine Füllepisoden sind, wirkt das Finale so, als ob allen erst kurz vor dem Ende bewusst wurde, dass sie nur noch 2 Episoden für ihre 537 Handlungsstränge haben (dass Marshall in der Zwischenzeit zweimal den Job wechselt, seine Erfüllung im Dasein als Richter findet und mit Lily noch weitere Kinder bekommt, habe ich ja noch gar nicht erwähnt). Das Ergebnis ist ein wildes Sammelsurium aus Zeitsprüngen, bei dem die Zuschauer so viel Blödsinn fressen müssen, dass es irgendwann einfach nicht mehr geht. Wenn man diese Füllepisoden entsorgt und den wichtigen Handlungssträngen den so frei gewordenen Raum gegeben hätte, wäre diese Staffel wesentlich besser geworden.
Dieses Serienfinale ist ein gutes Beispiel dafür, wie fehlendes Zeitgefühl jede gute Idee vernichten kann. Das wirkt sich vor allem auf die Staffeln 3 bis 7 negativ aus, da jede dort gezeigte Charakterentwicklung von Barney und Robin letztendlich für die Katz' war. Schade.

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