Montag, 29. Juli 2013

Mord in Serie Folge 7 - Das Netzwerk

Mord in Serie Folge 7 - Das Netzwerk von Markus Topf
(Spoilerwarnung!) In Berlin treibt ein brutaler Serienmörder sein Unwesen, der es auf männliche Jugendliche abgesehen hat. Diese werden vom Täter allesamt kastriert, bevor er ihnen die Kehle durchschneidet. Die Ermittlungen führen Hauptkommissar Krüger und die Kriminalpsychologin Diana Braun in die sozialen Netzwerke des Internets. Braun und Krüger finden heraus, dass die Mordopfer eine Sache gemeinsam haben: Sie alle haben in der Vergangenheit Bilder und Videos der von ihnen begangenen Straftaten auf einer bestimmten Website hochgeladen....

Mord in Serie Folge 7 - Das Netzwerk
"Das Netzwerk" von Markus Topf, die 7. Folge von "Mord in Serie", greift zwei Themen auf, die öfter in den Medien auftauchen: Dass immer wieder mitunter auch schwere Verbrechen von Jugendlichen begangen werden, die noch nicht strafmündig sind und die Internetkriminalität. Diese beiden Phänomene wurden hier sehr geschickt miteinander verbunden. Anders als in so mancher Tatort-Folge wird einem hier keine Pseudo-Gesellschaftskritik um die Ohren gehauen. "Das Netzwerk" nutzt diesen Hintergrund einfach nur dafür, die Geschichte voranzutreiben und streut die Kritik höchstens nebenbei ein.

Die Sprecherleistungen - Ein zweischneidiges Schwert
Die Leistungen der Sprecherinnen und Sprecher bei "Das Netzwerk" reichen von "sehr gut" bis hin zu "Oh mein Gott, ich will mir mit einer Stricknadel den Gehörgang durchbohren!!" In die letztere Kategorie fallen leider die Sprecher der beiden Jugendlichen am Anfang, Jan Makino und Patrick Mölleken. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob das an ihnen, den Regieanweisungen, oder dem Skript liegt, aber die ersten Minuten dieses Hörspieles, in denen die beiden zwei Jugendliche darstellen, die in einer Disco über die anwesenden jungen Frauen reden, sind einfach unerträglich. Da hört man Sätze wie "Boah, wo kommt denn das Babe her, Alda?? Das Mädchen ist ja echt Premium!!", während der andere lacht wie eine Mischung aus James-Bond-Bösewicht und Skeletor von den Masters of the Universe. So redet doch kein Mensch! Deshalb bin ich auch gewillt, die Hauptschuld eher dem Skript und der Regie zu geben. Vor allem, da Makino in seiner zweiten Szene schon wesentlich zurückhaltender und besser agiert und das dann auch so bleibt (im Zweifel also für die Angeklagten, sag ich mal.) Dass die zwei dabei dem Overacting freien Lauf lassen, versteht sich von selbst.
Am anderen Ende der Skala findet man Gott sei Dank die beiden Hauptdarsteller. Lutz Mackensy ist im Hörspielbereich ansonsten vor allem als Erzähler bei den "Fünf Freunden" und als Saint Clair in "Offenbarung 23" bekannt. Er passt perfekt als ewig schlecht gelaunt klingender Hauptkommissar Krüger und die emotionale Achterbahnfahrt, welche Krüger im Laufe der Zeit durchmachen muss, bringt er sehr gut rüber. Anke Reitzenstein hat eine Hauptrolle in der Hörspiel-Soap-Opera "...und nebenbei Liebe" und ist außerdem (unter anderem) die Synchronstimme von Melissa McCarthy, Whitney Houston, Ashley Judd und Michelle Rodriguez. Hier spricht sie die Kriminalpsychologin Diana Braun. Ich mag die Klangfarbe ihrer Stimme, die sie- je nach Situation - immer wieder variiert. Erwähnenswert sind außerdem noch Bernd Vollbrecht (auch bekannt durch seine Hauptrolle als Steven Burns in der Hörspielserie "Gabriel Burns") als Boris Graf und Luisa Wietzorek (die man auch aus der Hörspielreihe "Amadeus kennt") als dessen Tochter. Beide machen aus der begrenzten Zeit, die ihnen zur Verfügung steht, das beste und bleiben in positiver Erinnerung.
Die Handlung selbst ist sehr mitreißend inszeniert, es kommt keine Langeweile auf. Wer der Serienmörder ist, ist zwar keine große Überraschung, das tut dem Spaß aber keinen Abbruch.

Der Twist am Ende von Das Netzwerk
(Muss ich erwähnen, dass hier nun heftige Spoiler kommen?) Ein Markenzeichen von "Mord in Serie" ist, dass am Ende jeder Folge noch eine überraschende Wende kommt, welche die Erwartungen des Hörers über den Haufen werfen soll. Das kann - wenn man an Filme wie Saw 1 & 2 denkt - hervorragend funktionieren. Es macht aber vieles kaputt, wenn die Figuren plötzlich wie ausgewechselt agieren und ihr Verhalten nicht mehr dazu passt, wie das Publikum sie kennen gelernt hat. Am Ende findet Hauptkommissar Krüger heraus, dass sein eigener Sohn hinter der Website steckt, wo die anderen Jugendlichen die Videos und Fotos von den von ihnen begangenen Vergewaltigungen und Körperverletzungen hochladen. Leider wissen das auch die Täter (Boris Graf und seine Tochter, die in der Vergangenheit selbst Opfer einer solchen Vergewaltigung wurde). Sie entführen die Frucht der Kommissarlenden und wollen den Sohnemann foltern, töten und das alles auf eben jene Seite hochladen. Braun und Krüger stürmen das Gebäude, bei der folgenden Schießerei sterben alle, bis auf die beiden Beamten und Krüger junior. Was macht der Kommissar? Er sagt Braun, dass sie sicher verstehen würde, dass er seinen Sohn beschützen müsse und jagt ihr eine Kugel in den Kopf. Dann hilft er seinem Sohn, die Spuren am Tatort so zu verdrehen, dass es so aussieht, als ob er nie hier gewesen sei und er (also Krüger senior) als einziger die Schießerei überlebt habe Versteht mich nicht falsch, dieser Schluss kann durchaus funktionieren. Es ist aber nicht hilfreich, wenn der Kommissar sonst die ganze Zeit über völlig konträr handelt und man sich denkt, dass es viel besser zu ihm passen würde, wenn er seinen Sohn die Konsequenzen tragen lassen würde, um ihm so zu zeigen, welche Folgen ein solches Verbrechen für die Täter hat. Dass der Sohn zuvor genau zwei Szenen hat, in denen er mit seinem Vater streitet und ihn einen schlechten Vater schimpft (was zwar behauptet, aber nicht gezeigt wird), die Beziehung zwischen den beiden ansonsten aber nicht sehr detailliert herausgearbeitet wird, hilft da auch nicht weiter. Ich hätte es hier auch gerne in Kauf genommen, wenn das Hörspiel noch ein wenig länger gewesen wäre. Vielleicht hätte man einfügen können, dass Krüger Schuldgefühle gegenüber seinem Kind wegen der Scheidung hat und diese ihn nun zu einer völlig falschen Kompensation treiben? So kommt mir diese Charakterwendung viel zu plötzlich. Außerdem finde ich es höchst unwahrscheinlich, dass Graf und seine Tochter ihre Opfer zuvor immer genau zu beobachten scheinen, aber erst beim Showdown dahinter kommen, wessen Früchtchen sie da gekidnappt haben. Vor allem, da Tochter Graf sich während eines Vater-Sohn-Gespräches sogar im selben Haus wie die beiden befindet.

Fazit zu Das Netzwerk
Ich komme dennoch zu einem positiven Gesamturteil. Bis knapp vor dem Ende ist "Das Netzwerk" spannend und kurzweilig, auch die Verarbeitung des Themas hat mir gut gefallen. Krimifans können gerne einen Blick riskieren.

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