Dienstag, 11. Dezember 2012

Road to Hell von Dirk Hardegen

Doug Winterferry ist ein Buchhalter, der mit seiner Frau ein braves und spießiges Leben führt. Das dauert so lange, bis ihm sein Chef ein fatales Geständnis macht: Dieser hat Geld aus der Firma abgezogen und es so hingestellt, dass es so aussieht, als ob es Doug gewesen wäre. Mit 15.000 Dollar, einem Colt und einer jahrelang angestauten Wut im Bauch ist Doug jetzt auf der Flucht vor der Polizei...



Stark angefangen - noch stärker nachgelassen

(Spoiler) Dirk Hardegens "Road to Hell" beginnt mit dem Geständnis des Chefs und dessen anschließendem Selbstmord gar nicht so schlecht. Dougs Flucht und seine Panik werden sehr glaubhaft geschildert. Danach geht es aber leider sehr schnell den Bach runter. Die Verwandlung von Doug vom Spießer zum Desperado geht vel zu schnell und wirkt dermaßen aufgesetzt, dass es einen momentan schon sehr aus der Geschichte reißt, wenn Doug dann wie der letzte Vollidiot in einen Überfall gerät und anschließend um sich ballert, als gäbe es kein Morgen mehr. Ganz zu schweigen davon, dass man sich am Ende fragt, wieso er eigentlich ausgerechnet zur Ex-Frau seines Chefs will. Vor allem, wenn vorher noch vermittelt wird, wie unangenehm berührt Doug von ihrer Anmache bei ihrer einzigen Begegnung war. Außerdem fällt es einem beim Hören echt schwer, sich ausgerechnet mit Doug zu identifizieren. Er gerät zwar unschuldig in diese Situation, verhält sich anschließend aber wie ein komplettes Arschloch. Er verlässt seine Frau, weil die ihm zu langweilig ist, hat keine Probleme damit, mit ein paar Vollidioten an einem Überfall teilzunehmen und wundert sich anschließend tatsächlich, dass die Ex seines Chefs ihn nicht wirklich für einen absoluten Traumprinzen hält. Diese Entwicklung geht viel zu schnell und lässt sich nicht in etwas mehr als 75 Minuten erzählen, ohne dass es so wirkt, als ob man mit Vollgas durch die Geschichte hetzen würde, obwohl hin und wieder ein etwas entspannteres Thema angemessener wäre. Das liegt auch daran, dass man sich zum Beispiel lieber bei einem für den Rest der Story nicht wirklich wichtigen Überfall-Subplot aufhält, statt sich Zeit für den eigenen Hauptcharakter zu nehmen. Es wäre viel besser gewesen, wenn man die Nebenhandlung mit dem Überfall weg gelassen und sich mehr auf Dougs Flucht und die Unzufriedenheit mit seinem vorigen Leben konzentriert hätte. Ersteres hätte man durchaus auch spannend gestalten können und letzteres wäre eine gute Möglichkeit gewesen, Dougs Charakter mehr Tiefe zu verleihen. Die wird nämlich in diesem Hörspiel immer nur behauptet und nie wirklich gezeigt.

Die Sprecher in Road to Hell

Die Sprecherinnen und Sprecher in Road to Hell, allen voran Dirk Hardegen (der auch für Drehbuch, Produktion und Musik zuständig war) und Konrad Halver, liefern allesamt hervorragende Leistungen ab. Auch die Geräsäuschkulisse sorgt dafür, dass man zumindest hin und wieder Gefühl hat, tatsächlich auf der Straße unterwegs zu sein. Das hilft aber leider alles nichts, wenn die Geschichte aber so sehr an allen Ecken und Enden krankt wie hier.


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